Predigtsplitter

(Bischof Dr. Diethardt Roth am 2. Weihnachtstag 2000)

Der Kern von Weihnachten

Und groß ist, wie jedermann bekennen muß, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit. (1. Tim. 3 , 16)

Liebe Gemeinde!


In den Tagen vor Weihnachten habe ich einmal in verschiedene Zeitschriften und Zeitungen hinein geschaut und nachgesehen, was sie so über das Weihnachtsfest und über die Situation der christlichen Kirchen in unserem Lande schreiben… Nach Meinung der Verfasser scheinen Religion und Kirche wieder „Konjunktur“ zu haben oder sollten sie zumindest haben.

Mich hat vor allem der Artikel bewegt, wo es heißt: „Weihnachten darf nicht weiter entkernt werden“. Es darf nicht weiter das, was im Zentrum von Weihnachten steht, vernichtet, beiseite gedrängt werden.

Der Abschnitt aus dem ersten Timotheusbrief, den wir vorhin gehört haben, will uns auf diesem Wege helfen, den Kern von Weihnachten für uns festzuhalten, und uns in die Lage zu versetzen, anderen von diesem Kern des  Weihnachtsfestes Kenntnis zu geben, mit ihnen darüber zu sprechen. Der Apostel Paulus hat in diesem Test ein Grundmelodie: Gott ist offenbart im Fleisch. Das ist das Geheimnis unseres Glaubens …

Was heißt das denn, daß Gott für uns Mensch geworden ist? Aufklärung gibt die Botschaft Gottes in der Heiligen Nacht: Denn euch ist heute der Heiland geboren. Und in der Heiligen Schrift, im Neuen Testament, und andeutungsweise im Alten Testament wird diese Botschaft immer wieder neu bedacht, neu überlegt, neu erläutert und erklärt: Der ewige Gott und Vater verbindet sich mit Fleisch und Blut als euer Heiland! Oder, wie wir es alle gelernt haben: <Ich glaube, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren> und jetzt kommt’s: <sei mein Herr>, sei mein Heiland, sei der, der meinem Leben entscheidende Richtung, entscheidenden Halt, entscheidende Grundlage gibt.

Auf ihm - so sagt der Apostel Paulus – liegt der Geist Gottes. Denken wir an die Geschichte von seiner Taufe, von seiner Verklärung: <Dies ist mein lieber Sohn, den sollt Ihr hören!>

… dieser Glaube ist ein Geheimnis, daß einer sagt: Ja Herr Jesus Christus, ja, du bist mein Heiland. dir vertraue ich mein Leben an. Daß einer glaubt, das können wir nicht machen, das ist Geschenk des Heiligen Geistes. Aber wir können das Wort ausrufen in diese Welt hinein. Diesen Kern von Weihnachten, auf den es ankommt: Gott ist Mensch geworden für euch Menschen! Wie kommt es dann zu solchem Glauben und Bekennen, daß einer sagt in seinem Leben, ich möchte mich von der Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus beschenken lassen?

Von unserem Heiland, so bezeugt der Apostel Paulus,  heißt es: Aufgenommen in die Herrlichkeit. Er ist von der Krippe über das Kreuz zur Herrlichkeit aufgenommen worden. Und so kann einer in dieser Welt sagen: Ja, mit meinem Heiland möchte ich leben schon jetzt in der Herrlichkeit meines Gottes, seines Vaters, in der Herrlichkeit meines Vaters im Himmel.

Bei dem einen ist es ein Hineinwachsen in den Glauben, bei dem anderen ist das eine plötzliche Erkenntnis. Und alles ist Geschenk des Heiligen Geistes, daß einer sagt: mein Weg soll mit meinem Heiland und Herrn Jesus Christus verbunden sein. Bei ihm finde ich Geborgenheit, Vergebung, Hilfe und Heil für mein Leben. Ja, Herr Jesus,  bei dir bleibe ich für Zeit und Ewigkeit!

Ich lade euch ein, diesen „Sprung in den Glauben“, wie der dänische Philosoph und Theologe Kierkegaard gesagt hat, immer wieder neu zu wagen. Da ist so viel anderes an Einreden in dieser Welt, da sind so viele Ängste, Fragen „sollte Gott gesagt haben?“ Unser Heiland lädt euch ein, hineinzuspringen in den Glauben, ihn zu wagen, zu bezeugen und zu bekennen: Ja, Herr Jesus, bei dir will ich bleiben, du sollst mein Herr sein.

Und aus solchem Glauben heraus werden wir wach für den anderen. Ich komme noch einmal zurück zu dem, was der Apostel Paulus hier schreibt: <Gepredigt den Heiden>. Das heißt: hinausgetragen in die Welt! … Und Ihr dürft mithelfen, daß Menschen den Sprung in den Glauben wagen, daß sie den Kern von Weihnachten erkennen, daß sie diesen Kern von Weihnachten festhalten in der Kraft des Heiligen Geistes und daß sie mit euch zusammen Zuversicht und Hoffnung finden in dieser Gewißheit: Gott ist offenbart im Fleisch uns zugute für Zeit und Ewigkeit.

Amen.

(Autorisierte Tonbandaufzeichnung, W.E.)