Ostersonntag_12.04.2020 von H.-J. Voigt
Die Predigt :
Der Gottesdienst :
Predigt über 1. Korinther 15,19-28
19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
Christus ist auferstanden
20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.
25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1). 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. 27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.
Einleitung: vom neuen Staunen
1. Adams – von zerstörter Gemeinschaft
2. Der neue Adam Jesus Christus – von wieder hergestellter Gemeinschaft
Schluss: Zwischen Adam und Christus unsere Zeit
Einleitung:
Liebe Osterfestgemeinde zu Hause an den Bildschirmen!
Haben Christen eigentlich schon an die Auferstehung geglaubt? Unter einigen Gelehrten in der neutestamentlichen Forschung wird das Staunen immer größer, das Staunen darüber, wie rasch sich der Auferstehungsglaube zu Zeiten des neuen Testaments ausgebreitet hat. Mehr und mehr geht man davon aus, dass der Kernbestand der christlichen Botschaft schon wenige Monate nach den Ereignissen selbst ausgebildet war. Ging man bisher davon aus, dass eine „Legendenbildung“ viel Zeit gebraucht habe, so muss man davon immer mehr abrücken.
Die einzige plausible Erklärung für die rasante Ausbreitung des christlichen Glaubens ist folgende: Jesus Christus ist wirklich auferstanden! Dieses Ereignis war so außergewöhnlich, dass es sich eben wie ein Lauffeuer verbreitet hat. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Es ist davon auszugehen, dass der christliche Gottesdienst in seinem Kernbestand schon in den ersten Monaten nach den Ereignissen weitestgehend ausgebildet war: Man traf sich am Auferstehungstag, dem Sonntag zu Psalmengesang, Lesungen alttestamentlichen Heiligen Schrift, hörte die Berichte von den Ereignissen um Jesus Christus und feierte das Mahl, das Christus gestiftet hatte.
Offensichtlich war die Auferstehung in Korinth eine offene Frage, denn Paulus selbst beruft sich wenige Verse vor unserem Predigtwort auf die Augenzeugen der Auferstehung: „Danach ist Christus gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen.“ Er will damit den Menschen in Korinth sagen: „Wenn ihr wollt, geht hin, fragt sie, sie haben ihn gesehen!“
In dem Predigtwort, über das uns zu diesem Osterfest aufgetragen ist zu predigen, beschreibt der Apostel Paulus die Beziehung zwischen Adam, dem ersten Menschen, und Jesus Christus: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Dem will ich in der Predigt nachgehen.
1. Adam – von zerstörter Gemeinschaft
Was damals mit den ersten Menschen in den paradiesischen Zuständen des Gartens Eden geschah, ist bis heute hochrelevant. Gott hatte ein Gebot gegeben, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen. „An dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben.“, hatte Gott gesagt. Wie die Geschichte ausging ist uns klar: Adam und Eva aßen davon.
Liebe Gemeinde, Sünde zerstört Gemeinschaft. Die Erfahrung hast du doch auch gemacht: Da habt ihr euch gestritten, einer ist schuldig am anderen geworden, und hinterher war alle Gemeinschaft unterbrochen. Jeder hockt in seinem Zimmer und denkt: Mit der / mit dem rede ich kein Wort mehr!
Unterbrochene Gemeinschaft – daran leiden wir unfreiwillig, in diesen Tagen ganz besonders. Eine ganze Welt wehrt sich gegen ein mikroskopisch kleines Virus, das zahlreiche Menschen tötet und sie in die Kühllaster vor den New Yorker Krankenhäusern bringt. Und spätestens mit dem Tod endet jede Gemeinschaft. Und dass dieses Virus verhindert, dass wir zu Ostern unsere Kinder besuchen oder diese zu uns kommen, belastet uns sehr. Die Menschheit wehrt sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Virus und die unterbrochenen Kontakte haben schlimme Auswirkungen.
Das Internet hilft uns, kann aber eine Umarmung doch nicht ersetzen.
Ich glaube, dass man auch naturwissenschaftlich denkenden Menschen nahebringen kann, dass eine solche Entwicklung in Zusammenhängen einer vom Tod bedrohten – eben von Gott, dem Ursprung des Lebens, abgefallenen Welt – gehört.
Das Schlimmste aber ist, dass seit Adam die Gemeinschaft zu Gott unterbrochen ist. Und es gehört wohl zu dieser inneren Logik, dass das Coronavirus uns hindert, Gottesdienste zu feiern, das Heilige Abendmahl zu empfangen und damit die innigste Gemeinschaft mit Christus zu haben.
2. Doch dabei bleibt es nicht: Der neue Adam Jesus Christus – von wieder hergestellter Gemeinschaft, so der folgende Predigtschritt. Gott ist es, der das Schweigen bricht und die Gemeinschaft wieder herstellt. Er tut dies schon unmittelbar nach dem Sündenfall des ersten Adam und er redet durch seine Propheten. Zuletzt schickt er dann seien Sohn in diese Welt nimmt ganz leiblich Kontakt zu den Menschen auf. Was Paulus uns in diesem Predigtabschnitt sagen will ist Folgendes: Jesus Christus wandelt den fatalen Zusammenhang von Ursünde und Tod um. Wenn durch den Ungehorsam eines Lebenden Adam der Tod kam, so kommt durch den Gehorsam des gestorbenen und auferstandenen zweiten Adam, Christus, das Leben. Paulus drückt es so aus: „Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“
An der gegenwärtigen Krise, in der wir dieses Osterfest feiern, kann man erkennen, wie grundsätzlich und tiefgehend die Ursünde und die daraus resultierende Todverfallenheit wirken.
Deshalb wird im Glauben auch erkennbar, wie grundsätzlich und tiefgehen neu das Leben ist, dass die Auferstehung Christi bewirkt.
Schluss: Bei uns zu Hause hängt eine Uhr, die diesen Zusammenhang herstellt. Am Ende dieser Predigt ist ein Bild von dieser Uhr abgedruckt.
Unten, am Fuß der Uhr ist ein Totenkopf zu sehen. Das ist der erste Adam, der uns den Tod brachte. Oben aber, am Kopf des Uhrgehäuses der Auferstandene Jesus Christus mit der Siegesfahne in der Hand. Seine Hand weist uns den Weg in den Himmel.
Paulus beschreibt das so: „als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.
.... Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“
Zwischen Adam und Christus läuft die Zeit ab, unsere Lebenszeit. Sie läuft für uns in die Andere Richtung, nicht mehr nach unten Richtung Tod, sondern nach oben in Richtung des Auferstandenen Christus. Auf dem Pendel der Uhr singen die Vögel im Takt des Uhrwerkes – wir singen wie die Vögel unser Loblied, dem Tod in den Kühllastern zum Trotz, dem Leben in Christus entgegen. Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Amen.