20. Sonntag nach Trinitatis 25.10.2020 von Gottfried Heyn
Die Predigt :
Der Gottesdienst :
Predigt über Markus 2,23-28
Es begab sich, dass Jesus am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Liebe Gemeinde,
diese kleine Episode, die uns hier berichtet wird, wäre eine ideale Einstiegsgeschichte in der Konfirmandenprüfung, um über das 3. Gebot zu reden. Ich könnte die Konfirmanden zuerst fragen, um welches Gebot es geht – nämlich das dritte: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Dann könnte man anschließend über den Inhalt dieses Gebots nachdenken und klären, was damit gemeint ist. Ich bin mir sicher, dass unsere Konfirmanden das in guter Weise beantworten könnten.
Die Pharisäer benutzten diese Geschichte damals dazu, um Jesus etwas vorwerfen zu können. Sie wollten ihm einen Gesetzesverstoß nachweisen, um ihn anschließend dafür bestrafen zu können. Aber Jesus dreht den Spieß um und macht aus dieser Situation eine ganz besondere Erklärung des dritten Gebots speziell für die Pharisäer. Allerdings hat diese Erklärung Allgemeingültigkeit. Sie gilt für alle Menschen.
Die Geschichte mit dem Ährenausreißen am Sabbat ist nur die Einstiegsgeschichte, der Anmarschweg. Genauso wie die Gegenfrage, die Jesus den Pharisäern stellt und sie damit in die Enge treibt: Er erwähnt die alttestamentliche Geschichte, wie David die Schaubrote aus dem Tempel stahl, damit seine Leute etwas zu essen hatten. Die Absicht der Pharisäer Jesus eines Vergehens zu beschuldigen, ist damit gescheitert. Es läuft letztlich alles auf die beiden letzten Sätze unseres Predigttextes zu. Das andere ist nur Hinführung. „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“
Diese beiden Aussagen möchte ich kurz aufgreifen:
1) Das eine ist die Richtigstellung des Verhältnisses von Mensch und Gebot Gottes, die Jesus hier ausspricht. Der Sabbat, der wöchentliche Ruhetag ist für den Menschen gemacht. Gott hat es bereits in seiner Schöpfung so angelegt, als er selbst in sechs Tagen die Welt erschaffen hat und „am siebenten Tage ruhte von allen seinen Werken“, wie es im ersten Buch Mose heißt. Dass es einen Tag zum Ausruhen gibt, regelmäßig alle sieben Tage, das haben wir Gott zu verdanken. Das ist Gottes Schöpferwille für uns Menschen. Den sollen wir achten.
Und diese Aussage können wir ausdehnen auf alle Gebote Gottes: Gott hat den Menschen geschaffen und schafft bis heute jedes menschliche und alles andere Leben. Er ist auch derjenige, der die richtigen Lebensbedingungen geschaffen hat. Und dazu gehört der Sabbat, der Ruhetag, der Feiertag. Die Gebote Gottes sind nicht dazu da, um uns Menschen zu drangsalieren. Sondern sie sind uns Wegweiser und Hilfestellung für ein gutes Leben.
Dass Luther in seiner Erklärung zum 3. Gebot „nur“ davon spricht, dass wir die Predigt und Gottes Wort nicht verachten sollen, sondern gerne hören und lernen sollen, ist zugegebenermaßen eine gewisse Verengung. Aber sie steht dem Schöpfungswillen Gottes nicht entgegen.
2) Das andere, was ich gern ansprechen möchte, ist die vielleicht etwas schwer zu verstehende Aussage im letzten Satz unseres Predigttextes: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“
Jesus sagt damit ganz klar aus, dass er genauso Mensch ist wie seine Jünger und dass das Gebot für ihn also genauso gilt wie für alle anderen Menschen. Gleichzeitig hebt er sich aber von den Menschen ab, indem er den für ihn reservierten Titel verwendet: der Menschensohn. Das bezeichnet den einen, der zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist, der Sohn Gottes und der Sohn der Jungfrau Maria, der Herr des Himmels und der Erde, der Schöpfer und Erhalter unserer Welt.
Er ist der Herr über alle Gebote Gottes, weil er selbst Gott ist. Und deshalb kann man ihn nicht mit seinen eigenen Geboten zu Fall bringen.
Liebe Gemeinde, die Geschichte vom Ährenausreißen am Sabbat ist eine etwas sperrige Geschichte. Aber sie zeigt uns klar auf, was es mit den Geboten Gottes auf sich hat. Gott hat sie uns gegeben. Er will, dass wir sie achten. Aber es sind keine Gebote, denen wir sklavisch unterworfen sind. Weil wir in der Nachfolge unseres Herrn Jesus Christus leben und seine Jünger sind, deshalb dürfen wir uns seine Gebote dienen lassen, damit wir ein gutes Leben führen können.
Amen.