16. Sonntag nach Trinitatis 27.09.2020 von Gottfried Heyn
Die Predigt :
Der Gottesdienst :
Predigt über Offb 12,7-12
[Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott. Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod. Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.]
Liebe Gemeinde,
Zeitangaben in der Bibel sind ja so eine Sache!
So fing die Predigt vor einer Woche auch an. Aber keine Angst – ich habe nicht die falsche Predigt mitgebracht. Unser heutiger Predigttext aus der Offenbarung des Johannes rechtfertigt diesen Predigteinstieg. Im letzten Satz kommt das Stichwort „Zeit“ sogar selbst vor. Und wenn wir nur diesen letzten Satz lesen, dann bestätigt sich eigentlich schon wieder der erste Satz der Predigt: Zeitangaben in der Bibel sind so eine Sache, denn was heißt es, dass der Teufel „wenig Zeit hat“?
Das Eigenartige an dem, was der Seher Johannes aufgeschrieben hat, ist, dass ihm zwar ein Blick in die Zukunft gewährt wurde, aber dass er aus der Vergangenheit berichtet oder von der Gegenwart spricht.
Lasst uns an drei Stellen ein wenig in die prophetische Schau des Johannes eintauchen. Ich habe die Stellen im Text unterstrichen, damit man sie schneller wiederfinden kann:
1) Unser erster Blick in die Vision des Johannes: der Kampf im Himmel.
In der Regel reden wir davon, dass das Leben hier auf der Erde ein Kampf ist. Im Himmel dagegen wird Ruhe und Frieden herrschen. Wir glauben fest daran, dass wir dort hinkommen werden, und das ist es, was wir uns ersehnen nach einem anstrengenden und kräftezehrenden Leben: Ruhe und Frieden im Himmel. Dass im Himmel ein Kampf tobte, passt nicht so recht in dieses Bild.
Der Erzengel Michael und seine Engel, deren Tag wir heute feiern, haben gegen den Teufel und sein Heer gekämpft und gesiegt. Und der Teufel, der hier auch als Drache, Schlange und Satan bezeichnet wird, hat diesen Kampf verloren und wurde aus dem Paradies verbannt – auf die Erde geworfen, heißt es, so wie einst Adam und Eva.
Es hat mich eine Woche lang nicht losgelassen, dass den Teufel dieselbe Strafe ereilt wie die Menschen, die sich gegen Gott aufgelehnt haben.
Über den Erzengel Michael wissen wir sehr wenig, wie überhaupt über die Engel. Aus dem Neuen Testament wissen wir, wer den Teufel, den Tod, die Sünde und die Hölle besiegt hat: Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz, seine Höllenfahrt und seine Auferstehung am dritten Tag.
Deshalb feiern wir den Tag des Erzengels Michael und aller Engel als Christusfest, weil sie uns auf Christus, den einzigen Retter und Erlöser hinweisen.
2) Unser zweiter Blick in die Vision des Johannes: Die Überwindung des Teufels auf der Erde.
Dass der Teufel den Kampf im Himmel verloren hat, ist die eine Sache. Die andere ist, wie es mit ihm auf der Erde aussieht. Da setzt er seinen Kampf noch fort, obwohl dieser schon verloren ist, eigentlich eine aussichtslose Sache. Aber wie das oft so ist: Der dem Untergang Geweihte will noch so viel wie möglich zerstören und mit in den Tod reißen. Deshalb sind wir Menschen in dauernder Gefahr, solange wir auf der Erde leben.
Es gibt nur ein Mittel, was uns vor dieser Gefahr schützt: das ist der Glaube an Jesus Christus. Durch ihn bekommen wir Anteil an dem Sieg unseres Herrn über den Teufel.
Wir bekommen den Glauben geschenkt in der heiligen Taufe. Er wird uns erhalten und gestärkt durch das heilige Abendmahl. Das Blut des Lammes, von dem hier die Rede ist, ist – wenn ich es mal so drastisch sagen darf – das Wasser der Taufe und der Wein des Abendmahls. Das Blut des Lammes überzieht uns wie ein Schutzpanzer. Es ist das Zeichen an unserer Haustür, damit der Todesengel vorübergeht. Es ist unsere Lebensversicherung.
Und es macht uns fähig zum Bekenntnis. Das ist offenbar ein ganz wesentlicher Bestandteil des Sieges über den Teufel: unser eigenes Bekenntnis zu Gott, zu dem Sieger über den Teufel. Denn das will der Feind des Lebens nicht hören, dass er besiegt ist.
Dieses Bekenntnis zu dem lebendigen Gott kann sogar einschließen, dass wir bereit sind, unser irdisches Leben zu opfern. Dem Teufel wird es nichts nützen, wenn er uns tötet!
3) Bleibt noch unser dritter Blick in die Vision des Johannes: die Frage nach der Zeit, die dem Teufel noch bleibt.
Irgendwie erscheint das nur allzu verständlich: ein Besiegter, der noch nicht resigniert hat, sondern bis zum letzten Blutstropfen fanatisch kämpfen will, der ist zornig, verblendet, brutal, gnadenlos.
Aber er kämpft auf verlorenem Posten. Die Erde, auf der er kämpft, und – interessanterweise – das Meer sind Auslaufmodelle. Ihre Zeit läuft ab. Sie werden vernichtet werden am Ende der Zeiten durch das Wort dessen, der sie einmal geschaffen hat. Und der Teufel weiß das. Auch seine Zeit läuft ab.
Mit der Zeitangabe können wir vielleicht nicht so viel anfangen, weil sie so unkonkret ist. Mag sein. Was wir aber wissen, ist, dass wir auf die Ewigkeit zugehen, wo es keine Zeit mehr gibt. Die Tage des Teufels sind gezählt. Danach ist es mit ihm vorbei. Die Tage der Erde und des Meeres sind gezählt. Auch unsere Tage sind gezählt. Aber danach kommen wir in die ewige Herrlichkeit unseres Gottes.
Liebe Gemeinde, die Zeitangaben der Bibel passen oft nicht so gut in unsere Zeitvorstellung. Aber wir können uns damit zufriedengeben, dass der ewige Gott die Zeit in Händen hält.
Diesen Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit greift auch das Lied auf, das wir gleich singen werden. In der dritten Strophe wird noch einmal darauf eingegangen, dass der Teufel nur zeitlich denken kann, während wir in den Himmel kommen werden, wo uns keine Zeit mehr durch die Finger rinnt wie feiner Sand.
Der Erzengel Michael und sein himmlisches Heer haben den Drachen besiegt und aus dem Himmel vertrieben. Denken wir dabei an den Sieg unseres Herrn und Heilands Jesus Christus, den er zu Ostern errungen hat für uns.