Quasimodogeniti 28.04.2019 von G. Heyn
Die Predigt :
Der Gottesdienst:
Predigt über 1. Petrus 1,3-9
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
Liebe Gemeinde,
der Apostel Petrus führt ein eigenartiges Schattendasein im Neuen Testament: Es gibt gerade mal zwei Schriften, die nach ihm benannt sind. Sie sind eher kurz. Von manchen Theologen wird die Echtheit des zweiten Petrusbriefs sogar in Zweifel gezogen. Und die Briefe stehen auch noch relativ weit hinten, also an nachgeordneter Stelle.
Dabei hat Petrus doch eine vorrangige Stelle im Jüngerkreis: Er wird oft genug als Erster genannt. Er steht stellvertretend für die anderen. Von ihm wird öfter als von den anderen berichtet, dass er im Einzelgespräch mit Jesus gewesen ist. Er ist der, der den Herrn mit dem Schwert verteidigen wollte. Er hat als Erster das Christusbekenntnis ausgesprochen: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Er hat Jesus allerdings auch dreimal verleugnet und so getan, als würde er ihn nicht kennen. Die kirchliche Tradition hat ihn dann zusammen mit Paulus zu einem der beiden Apostelfürsten gemacht, die die Gruppe der Apostel angeführt haben.
Wie gesagt: Im Neuen Testament führt Petrus ein eigenartiges Schattendasein – obwohl er eine besondere Bedeutung hat. Die hat er nicht zuletzt dadurch, dass er zu den allerersten Zeugen der Auferstehung Jesu gehört!
Vorigen Sonntag, zu Ostern, da war vor allem von den Frauen die Rede, die das leere Grab gefunden hatten. Am Ostermontag dann standen die Emmausjünger im Mittelpunkt. Heute nun geht es – nein: nicht um Petrus als Person, sondern um das, was er uns bezeugt und aufgeschrieben hat.
Von den anderen gibt es keine schriftlichen Zeugnisse; von Petrus schon! Und deshalb ist dieses Zeugnis besonders wertvoll.
Auf den ersten Blick klingt das, was er für uns aufgeschrieben hat, schwer unverständlich. Petrus redet in langen, verschachtelten Sätzen. Irgendwie geht es um die Auferstehung Jesu und um uns. Es geht um Zeit und Ewigkeit. Es geht um die Taten Jesu, um unseren Glauben und unsere Hoffnung. Man hat fast den Eindruck, dass Petrus ganz viel Inhalt in möglichst wenige Worte „verpacken“ wollte, und dieses Paket platzt an allen Ecken auf, weil es viel zu voll geworden ist.
Aber vielleicht ist bei euch das Stichwort „Freude“ hängengeblieben. Das steht auch im Mittelpunkt. Darum geht es. Das ist seine Kernaussage: „Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“
Warum der Apostel Petrus uns das sagt, das lasst uns in drei kurzen Gedanken überlegen:
1) Die Auferstehung Jesu hatte einen Zweck.
2) Durch unsere Taufe haben Anteil an der Auferstehung Jesu.
3) Durch die Auferstehung Jesu wird unser Leben vollkommen, wird unsere Freude vollkommen.
1) Die Auferstehung Jesu hatte einen Zweck. Dass Jesus den Tod besiegt hat und vom Tod wieder auferstanden ist, ist – menschlich gesprochen – für ihn selbst natürlich ganz schön! Er lebt und erfreut sich bester Gesundheit, könnte man sagen. Aber dass er diesen Kampf mit dem Tod geführt hat und dass er den Tod besiegt hat, hatte noch mindestens einen Zweck mehr, als selbst wieder zum Leben aufzuerstehen: Für uns nämlich sollte der Tod auch nicht mehr das letzte Wort haben. Deshalb ist Jesus den Weg ans Kreuz gegangen und ist gestorben, damit die Endgültigkeit des Todes ein für allemal durchbrochen ist. Deshalb ist Christus auferstanden, damit auch wir wieder auferstehen werden.
Mit der Auferstehung ist es wie mit einem Erbe. Deshalb führt der Apostel Petrus hier diesen Begriff ein. Es ist ein bisschen wie mit anderen Erbstücken auch: Man weiß, man wird sie einmal erben, aber man besitzt sie noch nicht. Erst wenn der Erbfall eingetreten ist, kann man sein Erbe antreten. Das ist normalerweise der Todesfall dessen, der etwas vererbt. Mit unserer Auferstehung ist es ein bisschen anders. Dieser Erbfall tritt ein, wenn derjenige stirbt, der etwas erben soll! Wenn wir sterben, tritt der Erbfall unserer Auferstehung ein, die Christus uns als Erbe vermacht. Unsere Auferstehung ist unser Erbe, das immer Himmel für uns aufbewahrt wird.
Der Zweck der Auferstehung Jesu war es, dass er unser Erbe für uns bereitgelegt hat.
2) Durch unsere Taufe haben Anteil an der Auferstehung Jesu. Um an das Erbe zu gelangen, muss – wie gesagt – der Erbfall eintreten. Aber wir bekommen das Erbe nur, wenn wir auch erbberechtigt sind! In Deutschland regelt das Bürgerliche Gesetzbuch genau, wer wann erbberechtigt ist. Bei Gott gibt es auch so ein Gesetzbuch. Das ist das Taufregister. Wer da eingetragen ist, der ist bei Gott erbberechtigt. Das meint der Apostel Petrus, wenn er schreibt: „Gelobt sei Gott, der uns […] wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung …“. In der Taufe wurden wir wiedergeboren. Die Taufe hat uns zu Erben der Auferstehung Jesu gemacht.
3) Unser dritter Gedanke: Durch die Auferstehung Jesu wird unser Leben vollkommen, wird unsere Freude vollkommen. Wir erinnern uns: Die Kernaussage des Apostels Petrus lautet: „Ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“ Darum geht es! Das wird auf uns zukommen! Das erwartet uns!
Auch wenn zu Ostern viel über den Tod gesprochen wird, weil er die unvermeidliche Voraussetzung für Ostern ist: Es geht aber darum, dass wir nach diesem Leben und nach unserem irdischen Tod in die himmlische Freude kommen, die so unaussprechlich schön und herrlich ist, dass man dafür keine menschlichen Worte finden kann.
Liebe Gemeinde, heute am ersten Sonntag nach Ostern werden wir jetzt gleich mit einigen von uns die Erinnerung an ihre Konfirmation feiern und begehen. Das ist für die Betreffenden und für uns alle etwas Besonderes. Und es ist Anlass zur Freude.
Und jetzt lade ich Euch ein, diesen schwer verständlichen Predigttext des Apostels Petrus noch einmal unter diesem Gesichtspunkt zu hören:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.“
Amen.