6. Sonntag nach Trinitatis 08.07.2018 von Tilman Stief
gelesen von Matthias Schrader

Die Predigt zum Mithören nach Manuskript :

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Predigt über Matth. 28,16-20
16 Die elf Jünger gingen nach Galliläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Liebe Gemeinde,
es ist ja schon irgendwie seltsam. Da hat der auferstandene Christus den Jüngern gesagt, dass sie nach Galiläa gehen sollen, damit ihn alle sehen. Sie machen sich auf den Weg, treffen Jesus leibhaftig und doch zweifeln einige. Wie wäre es uns wohl ergangen? Wie würden wir reagieren, wenn Jesus uns sagt: Mach dich nur auf den Weg, du wirst mir begegnen! Gehen wir getrost los? Bleiben wir hadernd stehen oder machen wir unsere Schritte zaghaft?

Der Reihe nach: Die Jünger befinden sich gerade in einem Wechselbad der Gefühle. Sie sind mit Jesus Christus durch die Lande gezogen, haben seine Wunder gesehen, seine Worte gehö rt und bei weitem nicht alles verstanden. Aber sie wussten und glaubten fest: Das ist der Messias, der die Tür zum Himmel öffnet. Und dann geht alles ganz schnell. Verhaftung, Verurteilung, Hinrichtung. Es war doch gerade noch alles gut und hätte ewig so weitergehen können.

Aber Jesus ist nicht mehr da. Was sollen die Jünger nun machen? Die Hoffnung zerrinnt zwischen den Fingern. Und als es finster wurde um sie, da ging die Sonne wieder auf und die Nachricht dringt durch: Jesus lebt! Ist das zu fassen? Kann das sein? Tatsächlich, sie dürfen ihn sehen, hören und umfassen. Jesus lebt! Natürlich folgen sie seinem Auftrag, den anderen Bescheid zu geben. Gute Nachrichten gibt man doch gerne weiter. Doch als sie den Christus dort mit den anderen wiedersehen, macht sich Zweifel breit: Ist er das wirklich? Ist es das Original oder nur eine billige Kopie?

Wir machen hier einen Schnitt und kommen in unsere Gegenwart. Da ist dieser Mann, getauft, konfirmiert, regelmäßig im Gottesdienst, ein Christ, im Glauben verwurzelt. Das Leben läuft gut. Er hat Familie, einen sicheren Arbeitsplatz, ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und auch Zeit für Familie, Hobby und Urlaub. Doch dann geht alles ganz schnell. Die Firma, in der er arbeitet, wird aufgekauft, sein Arbeitsplatz wegrationalisiert. Die Frau hält es nicht aus und verlässt ihn. Und eins der Kinder wird schwer krank. Da regt sich der Zweifel und steigt langsam und unaufhaltsam in ihm auf. Die Hoffnung zerrinnt zwischen seinen Fingern. Eben war doch noch alles gut und hätte ewig so weitergehen können. Oder da ist dieses Ehepaar: Alt und zufrieden wollen sie den Lebensabend genießen, kleinere Reisen sind möglich, Besuche bei Kindern und Enkeln, Radtouren. Aber irgendwie wird die Frau seltsam schusselig. Schließt sich immer wieder aus, wenn sie auf den Markt will. Und dann kommt die Diagnose: Alzheimer! Keine Chance auf Besserung, der Weg in den Tod ist vorgezeichnet. Es war doch gerade noch alles gut und hätte ewig so weitergehen können. Doch die Hoffnung zerrinnt zwischen den Fingern.

Vielleicht kennen wir ähnliche mehr oder weniger heftige Beispiele aus unserem Leben oder dem Leben von uns nahen Menschen. Da wird es plötzlich finster um uns herum. Es fehlt die Orientierung. Und wir stehen gemeinsam mit den Jüngern damals da. Jesus spricht auch zu uns: Mach dich nur auf den Weg, du wirst mir begegnen.

Liebe Gemeinde, wie werden wir reagieren? Sicherlich ist es einfacher, sich mit seinem Leid abzufinden und die Zeit, die einem noch bleibt, gebeugt und griesgrämig abzusitzen. Sicherlich können wir uns flüchten in Ersatzbefriedigungen zum Glück, das wir eben noch hatten und das sich doch so schnell als trügerisch erwies. Das mag kurzfristig helfen und uns scheinbar aufbauen. Aber es ist nicht dauerhaft. Wir haben von Jesus einen Auftrag und eine Zusage bekommen; und bekanntlich hält Gott, was er verspricht und hilft bei dem, was er uns aufträgt.

In guten wie auch in schlechten Zeiten sind wir Christen es, die von Gottes Evangelium erzählen dürfen, ja sollen. Wir sind es, die andere Menschen auf die wohltuende Gnade der Taufe hinweisen dürfen. Wir sind es, die diese Gnade am eigenen Leib spüren durften. Wir sind es, denen die Zusage gilt, dass Jesus Christus alle Tage bei uns ist. Natürlich verwandelt diese Gegenwart Christi niemals wie durch Zauberei Pech in Glück, Leid in Frohsinn oder Trübsal in gute Laune. Christus ist kein Zauberer. Allmächtig wohl, aber kein Zauberer oder Automat, der Dinge per Knopfdruck verändert. Unser Leben werden wir trotzdem leben müssen. Von der Geburt bis zum Tod ist es in dieser Welt angefüllt mit schönen Momenten, guten Zeiten, ebenso wie mit schweren Phasen und Traurigkeiten. Der Unterschied mit Christus an unserer Seite ist, dass wir uns nicht mehr alleine durchschlagen müssen, dass wir nicht als Einzelkämpfer oder im besten Fall noch mit Familie und Freunden unterwegs sind, die doch auch genauso angefochten werden.

Wir haben Christus an unserer Seite als Sonne und Schild. Er macht selbst die Finsternis des Todes, des ewigen Todes, hell und zeigt uns den Weg in den Himmel. Er wehrt die ständigen Versuche des Teufels ab, der uns zu sich ziehen will. Christus kann das. Natürlich weil er Gottes Sohn ist, aber auch, weil er als Mensch genau das Gleiche erlebt hat wie wir. Schöne Momente mit den Männern und Frauen um sich herum, gute Gemeinschaft, Heilung und Leben. Aber er hat eben auch Zweifel, Anfechtung, Tod und Teufel erlebt; und ü berlebt. Diesen Weg ist er für uns gegangen. Diesen Weg hat er für uns bereitet, damit eben nicht bei Tod und Hölle Schluss ist und wir in Angst verzagen, wenn Not und Elend uns auf das irdische Ende hinweisen. Er hat den Weg ausgebaut. Das Ziel ist jetzt der Himmel, Gottes Herrlichkeit in Ewigkeit. Dahin sind wir unterwegs an jedem einzelnen Tag. An den guten Tagen genauso wie an den schlimmen Tagen. Wir dürfen gewiss sein: Unser Ziel bei Gott ist vorgegeben. Nichts und niemand wird uns von diesem Ziel wegbringen. Auch der Teufel nicht, der auf so vielfältige Weise versucht, uns von Christus wegzubringen.

Liebe Gemeinde, das Leid, das wir erleben, wird nicht weniger, weil Christus mitgeht. Aber es wird leichter, weil Christus es mitträgt und um unser Ziel weiß. Wie die Jünger nach Galiläa gingen, weil Jesus es ihnen gesagt hat, dürfen wir durch dieses Leben mit ihm gehen, weil er es uns zugesagt hat. Christus spricht zu uns: Mach dich nur auf den Weg, du wirst nicht allein sein, denn ich bin bei dir! Und? Gehen wir getrost los? Bleiben wir hadernd stehen oder machen wir unsere Schritte zaghaft?

Ganz egal wie wir in die Ewigkeit unterwegs sind: Geht, denn wir gehen mit Gott. Amen.