2. Sonntag nach Epiphanias 14.01.2018 von G. Heyn
Die Predigt zum Mithören nach Manuskript :
Der komplette Gottesdienst zum Hören :
Predigt über 1. Kor 2,1-10
Als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. Und ich war bei euch in Schwachheit und Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.
Liebe Gemeinde,
Weisheit kommt von Wissen!
Weisheit kommt von Wissen?
Auf jeden Fall hängen Weisheit und Wissen irgendwie miteinander zusammen – zumindest vom Wortstamm her.
Was verbinden wir mit dem Stichwort „Weisheit“? Welche Vorstellung von Weisheit gibt es bei uns? Was halten wir für weise?
Die Antworten dürften sehr unterschiedlich ausfallen. Und ganz sicher gibt es nicht nur die eine, einzig richtige Weisheit.
Der Apostel Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth auch etwas über diesen Zusammenhang von Weisheit und Wissen. Das Stichwort Weisheit kommt mehrmals in seinem kurzen Text vor; das Wort „wissen“ kommt genau einmal bei ihm vor.
Ich will entlang dieser Stichworte unsere Predigt in drei Abschnitten entfalten:
1) Wir finden hier Aussagen über menschliche Weisheit.
2) Wir finden Aussagen über die göttliche Weisheit.
3) Und wir finden Aussagen über das Wissen des Apostels Paulus.
1) Wir finden hier Aussagen über menschliche Weisheit.
Der Apostel spricht davon, dass er die Korinther nicht mit menschlicher Weisheit überredet hat, Christen zu werden.
Wir wissen nicht, ob er untertreibt und sich selbst ein bisschen schlechter darstellt als er ist, also sein Licht unter den berühmten Scheffel stellt, oder ob er tatsächlich kein besonders schlauer und gelehrter Mensch war, sondern eher etwas schlicht „gestrickt“.
Zumindest wissen wir, dass es bei den alten Griechen als hohe Kunst galt, wenn man gut reden konnte, ein hervorragender Rhetor war!
Immerhin schreibt der Apostel Paulus, dass er die Korinther nicht überredet hat und auch nicht überreden wollte, sich einem neuen Kult anzuschließen. Überredungskunst ist bei der Predigt des Evangeliums sowieso fehl am Platz. Diese Kunst muss man an anderer Stelle vielleicht können und anwenden; aber ganz bestimmt nicht bei der Predigt und in der Mission.
Es kann sein, dass die Predigt des Apostels Paulus bei den philosophisch gebildeten und geprägten Griechen, und besonders bei den Korinthern sogar durchgefallen ist, vielleicht weil sie nach den Maßstäben menschlicher Weisheit und Redekunst eben nicht so berühmt gewesen ist.
Menschliche Weisheit und christlicher Glaube scheinen sich beinahe ein bisschen auszuschließen, nach dem, was der Apostel Paulus hier schreibt!
2) Und trotzdem hatte sich in Korinth eine christliche Gemeinde gebildet! – Unser zweiter Gedanke: Wir finden Aussagen über die göttliche Weisheit.
Der menschlichen Weisheit stellt der Apostel Paulus die göttliche Weisheit gegenüber, die als göttliches Geheimnis verborgen ist und deshalb nicht für jeden sichtbar!
Bei seiner Predigt hatte der Apostel den Beistand des Heiligen Geistes, der ihm Vollmacht verliehen hatte, etwas von diesem göttlichen Geheimnis zu lüften, den Korinthern etwas von der göttlichen Weisheit zu zeigen.
Nach menschlichen Maßstäben und nach menschlicher Weisheit ist das mit Gott und dem Glauben alles Quatsch. Das lässt sich nicht sehen und nicht beweisen! Das ist nicht glaubhaft.
Der christliche Glaube braucht etwas von der göttlichen Weisheit, um bestehen zu können gegen Zweifel und Unglauben, im Ernstfall sogar gegen jede menschliche Vernunft.
Im Geheimnis Gottes, des einen und ewigen und lebendigen Gottes, der der Vater Jesu Christi ist, ist die Kraft verborgen, die uns glauben, das heißt auf Gott vertrauen lässt.
Auch wenn es in den Augen der Welt und vieler unserer lieben Mitmenschen ein Hirmngespinst ist, Torheit, Dummheit, Blödheit ist, an Gott zu glauben, so ist es doch Weisheit, sagt der Apostel Paulus. Und zwar die Weisheit Gottes!
Sie ist von menschlicher Weisheit grundsätzlich verschieden. Sie lässt sich von uns Menschen nicht beweisen. Man kann sie nicht auf Knopfdruck abrufen oder bei google im Internet suchen und ausdrucken. Sie ist vor allem für Menschen nicht ohne Weiteres erkennbar. Hätten die Menschen – und besonders diejenigen, die die Macht in dieser Welt haben –, die Weisheit Gottes erkannt, dann hätten sie Jesus nicht gekreuzigt – und … so könnte man fortsetzen – dann würde es wahrscheinlich auch keine Kriege und nicht so viele Ungerechtigkeiten auf der Erde geben!
Würden die Menschen etwas oder etwas mehr über Gott wissen, ihn erkennen, ihn verstehen, dann würde wohl mehr von der göttlichen Weisheit „Gebrauch gemacht werden“.
Das Wissen über Gott erschließt uns die göttliche Weisheit.
3) Das führt uns zu unserem dritten Gedanken: Wir finden Aussagen über das Wissen des Apostels Paulus.
Paulus scheint tatsächlich gewaltig zu untertreiben. Er schreibt: „Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.“
Dabei war er doch ein gelehrter und studierter Mann! Ein Pharisäer, einer, der genau Bescheid wusste und eine hervorragende Allgemeinbildung hatte!
Sein ganzes angesammeltes Wissen, seine Gelehrsamkeit, seine Weisheit sind für ihn bedeutungslos im Blick auf das eine Wissen, das er hat und das ihm wirklich wichtig ist: zu wissen, wer Jesus Christus ist.
Er war diesem Jesus begegnet. Damals vor Damaskus hatte der ihn aus dem Sattel geworfen, geblendet und sein Leben komplett umgekrempelt. Seitdem kannte Paulus Jesus, den Gekreuzigten, der ihm die göttliche Weisheit eröffnet und gezeigt hatte.
Seitdem kann er trotz menschlicher Unzulänglichkeiten von der Weisheit Gottes predigen und etwas von dem Geheimnis Gottes lüften. Seitdem weiß er, was wirklich wichtig ist und dass Gottes Weisheit größer ist als jede menschliche Weisheit.
Liebe Gemeinde, wie gut, dass der Apostel Paulus sein Wissen damals nicht für sich behalten hat, sondern dass er losgezogen ist und das Evangelium, die frohe Botschaft von unserer Rettung, gepredigt hat. Diese Predigt schafft den Glauben an unsern Herrn und Heiland bis heute! Diese Predigt bewirkt, dass wir auf die göttliche Weisheit vertrauen können, da, wo wir mit unserer menschlichen Weisheit nicht weiterwissen und „mit unserem Latein am Ende“ sind.
Gott selbst bewirkt durch seinen Heiligen Geist, dass wir das begreifen können, auch wenn wir es nicht verstehen.
Amen.