Passionsandacht 18.2.2015, von P. Heyn
(Die Predigt zum Mithören nach Manuskript:
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(Der komplette Gottesdienst zum Hören:
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Kurzpredigt üb. Lukas 18,31
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.
Liebe Gemeinde,
dieser Satz, der am Anfang der Fastenzeit steht, entstammt der so genannten dritten Leidensankündigung Jesu. Von den Jüngern wird am Ende dieses kleinen Abschnitts – das habe ich nicht mehr vorgelesen – berichtet: „Sie aber begriffen nichts davon, …“ Ob es uns genauso geht? Begreifen wir auch nichts davon, was Jesus uns mit diesem Satz sagt? Immerhin kündigt er ja nicht weniger als die Erfüllung sämtlicher alttestamentlicher Prophetien über ihn an! Wie soll man das überhaupt auf einen Schlag begreifen können, was vorher an geheimnisvollen und unverständlichen Weissagungen jahrhundertlang angesammelt wurde? Vielleicht können wir den Satz, der zugleich der Wochenspruch für diese Woche ist, in zwei Teile gliedern bzw. auseinandernehmen. Den ersten Teil kann man gut verstehen, wenn man sich in der Topographie des heiligen Landes ein wenig auskennt oder am besten schon einmal dort gewesen ist. Jerusalem ist die Stadt, die auf dem Berg liegt. Man muss ins Gebirge hinauf fahren, von Tel Aviv an der Küste knapp 600 m hinauf. Dort liegt Jerusalem. Die Stadt, die sich auf dem Berg liegend nicht verstecken kann. Wasser ist Mangelware, Sonne gibt es genug, aber auch jeden Abend einen angenehm kühlen Wind. Die ganze Umgebung der Stadt lässt schon die Nähe der Wüste ahnen. Das war das Ziel des Wanderpredigers Jesus. Nachdem Jesus den ersten Teil seines Auftrags ausgeführt hatte, nämlich sich im Land bekanntzumachen, seine Jünger zu sammeln, geht es nun auf den zweiten, entscheidenden Teil des Weges – hinauf nach Jerusalem, in die Hauptstadt. Allerdings steckt in diesem „hinauf“ noch mehr drin. Es bedeutet nicht nur hinauf auf den Berg, auf dem Jerusalem liegt, sondern auch hinauf auf den Hinrichtungshügel Golgatha, hinauf ans Kreuz – und am Ende steckt da vielleicht sogar auch drin – hinauf zu Gott. Der andere Teil scheint mir fast noch schwieriger zu verstehen zu sein. Obwohl wir gegenüber den Jüngern ja einen von damals ja einen entscheidenden Vorteil haben. Wir können die Dinge mit zeitlicher Verzögerung wahrnehmen, fast wie in einer Rückschau – obwohl wir sie ja nicht selbst erlebt haben. Aber Gott hat durch seine Apostel und Prediger dafür gesorgt, dass uns die Geschichte Jesu, dass uns die Heilsgeschichte erzählt und erklärt wurde. Wir haben von den Aposteln sozusagen die Anleitung dafür bekommen, die alttestamentlichen Weissagungen der Propheten über den kommenden Messias zu verstehen. Was muss damals auf der Szene für eine Spannung gelegen haben: Jesus nimmt die zwölf Jünger für einen kurzen, aber gewichtigen Moment beiseite und eröffnet ihnen, dass sie Zeugen des welt- und heilsgeschichtlich bedeutendsten Ereignisses werden sollen. Es heißt, sie verstanden davon nichts. Und doch ist vorstellbar, dass sie etwas von der Anspannung spürten. Heute am Aschermittwoch, dem Beginn der diesjährigen Fastenzeit bekommen wir wieder Gelegenheit uns in dieses Geschehen Gottes mit hineinnehmen zu lassen – nicht nur weil es in irgendeiner Weise spannend oder aufregend werden könnte, sondern weil unser Herr und Heiland das von uns möchte, dass wir ihm nachfolgen. Deshalb lasst euch von ihm rufen und mitnehmen und folgt ihm auf seinem Weg, der ins Leiden und ans Kreuz und in den Tod führte. Das ist nicht das Ende des Weges. Denn zur Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen gehört auch, dass Christus über den Tod gesiegt hat und lebt. Wenn wir ihm nachfolgen auf seinem Weg in den Tod, dann werden wir ihm auch nachfolgen ins Leben. Amen.