Predigt

Okuli, gehalten am 3. März 2013, von Gottfried Heyn

(Die Predigt zum Mithören nach Manuskript:



Predigt über Lk 9,51-56
Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern. Und er sandte Boten vor sich her; die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, ihm Herberge zu bereiten. Und sie nahmen ihn nicht auf, weil er sein Angesicht gewandt hatte, nach Jerusalem zu wandern. Als aber das seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre. Jesus aber wandte sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen in ein andres Dorf.

Liebe Gemeinde,
unser heutiger Predigttext aus dem Lukasevangelium steht unmittelbar vor dem Evangelium für den Sonntag Okuli, das wir vorhin gehört haben. Ganz auffällig ist der gleiche Beginn wie beim Weihnachtsevangelium: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging …“ und hier: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, …“. Diese Parallele ist kein Zufall. Sie macht uns deutlich, dass von Anfang an klar war, warum Gott zu Weihnachten als Mensch auf die Erde gekommen ist. Gott hat den Zeitpunkt genau gewählt, zu dem er in Gestalt seines Sohnes Jesus Christus in Bethlehem geboren worden war. Und er hat auch genau die Zeit bestimmt, zu der sich die Heilsgeschichte vollenden sollte: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war, dass Jesus hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern.“ An dieser Formulierung wird deutlich, dass der Weg Jesu nach Jerusalem und zu seiner Hinrichtung kein Zufall war. Jesus hat die Ereignisse vorhergesehen und gewusst, was geschehen wird. Quasi wie durch eine innere Uhr gesteuert, beginnt Jesus seinen Weg nach Golgatha ans Kreuz, nämlich als die geplante Zeit erfüllt war, herangekommen war. Das alte deutsche Wort „stracks“ beschreibt das sehr schön: ohne Verzug, ohne Umwege, ohne Zögern – eben „stracks“. Die Jünger, die den Herrn begleiten, verstehen meistens nur „Bahnhof“. Denn obwohl Jesus ihnen mehrmals ankündigt, wohin ihr Weg sie jetzt führt, haben sie ganz andere Sachen im Kopf. Jakobus und Johannes sind so begeistert von ihrem Rabbi, dass sie den unfreundlichen Samaritern gleich Feuer vom Himmel regnen lassen wollen. Bei dieser Geschichte musste ich ein bisschen an uns Christen, an uns Selkies, an uns hier in der Bethlehemsgemeinde denken. Manchmal sind wir wie diese beiden Jünger. Weil uns unser Glaube und unsere Kirche so wichtig sind, und wir davon so erfüllt sind, schießen wir ab und zu übers Ziel hinaus. Weil uns eine Sache missfällt, wollen wir sie vermeintlich im Sinne Gottes oder im Sinn unserer Gemeinde jetzt, partout und mit Gewalt regeln! Da ist es ganz gut, dass uns der Herr immer wieder ermahnt und zurechtweist – so wie er das mit Jakobus und Johannes auch getan hat. Sie brauchten die Samariter nicht dafür zu bestrafen, dass sie nun mal so sind wie sie sind – skeptisch gegenüber allem, was aus Jerusalem kommt oder dorthin geht. Der Weg Jesu war sowieso vorgezeichnet. Er führte in jedem Fall nach Jerusalem, ob diese Samariter Jesus nun beherbergten oder nicht. Die Lösung ist so entwaffnend einfach und gelassen: „Und sie gingen in ein anderes Dorf.“ Liebe Gemeinde, diesen Gedanken möchte ich euch heute mitgeben, dass wir ganz gelassen, ja fröhlich sein können, weil wir wissen, dass Gott seinen Weg – und das ist sein Weg mit uns – dass er seinen Weg kennt. Und er geht diesen Weg ohne Verzug, ohne Umwege, ohne Zögern. Es ist der Weg zum Heil. Habt Vertrauen darauf, dass dieser Weg der richtige ist – für euch und euer Leben. Amen.