Predigt

Predigt für Sonntag Septuagesimae, 31. Januar 2010 von Pastor Matthias Grünhagen

Predigt-Reihe II                
Die Epistel für den diejährigen Sonntag Septuagesimae steht im 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther im 9. Kapitel (v. 24-27).

24 Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt.
25 Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.
26 Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt,
27 sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.

Liebe Gemeinde!
Der Apostel Paulus vergleicht das Christsein mit einem Sportereignis. Dieses Bild gibt er uns mit am Anfang der Vorbereitungszeit für die Fastenzeit (die Vor-Fastenzeit, die mit Sonntag Septuagesimae rund 70 Tage vor Ostern beginnt). Einstellen sollen wir uns auf das, was uns bevorsteht. Mit dem Bild des Sportes kann jeder etwas anfangen. Das war schon damals in Korinth, einem Austragungsort berühmter antiker Wettkämpfe so. Und, wer nicht selbst aktiver Sportler war, der kannte sich durchs Zusehen aus, oder durch das, was man darüber so hörte. Das Christsein sollen wir mit solch einem Sport vergleichen. Vielen Generationen von Jugendlichen in unserer Kirche wird das leicht fallen, die an SELKolympiaden oder anderen Sportveranstaltungen unserer Kirche teilgenommen haben, oder Gemeinden, die dann mit dem Herzen bei ihren Heranwachsenden waren und vielleicht sogar mit gefiebert oder Veranstaltungen mit ausgerichtet haben. Als Christen sind wir – sozusagen – in die Mannschaft Jesu Christi aufgenommen worden. (oder – um es im Bezug zu unserem Evangelium zu setzten – wir haben einen Arbeitsplatz im Weinberg Gottes bekommen.)

Teil I:    Platz und Ziel
Das allein ist für viele Christen eine Ehre und eine Freude: Sie wissen sich von Gott an diesen Platz berufen. Das gilt auch für dich: Du bist deinem Herrn wichtig. Er traut dir etwas zu. Du kannst etwas erreichen. Gott gibt dir eine Aufgabe und ein Ziel. Und nun stehst du an deinem Platz. Konfirmanden absolvieren gleichsam eine Art des Trainingslagers für den christlichen Glauben und christliches Leben. Ein Gemeindeseminar gibt Anleitung dafür, wie du „Mit Christus leben“ kannst. Durch ganz verschiedene Angebote kannst du dich aufbauen und stärken lassen und Kraft schöpfen, damit du an den Stellen, an denen du gebraucht wirst, bestmöglich zum Einsatz kommen kannst. Die Chöre üben dafür bei ihren regelmäßigen Proben. Kindergottesdiensthelfer treffen sich zur Planung. Zahlreiche Gruppen und Kreise setzen sich zusammen, um zu organisieren ob nun das Alltägliche oder besondere Ereignisse wie eine Missionarische Woche oder ein Gemeindejubiläum. Andere wiederum kommen einfach zusammen, um anzupacken, wo es nötig ist. Und wieder andere wirken, ohne großes Aufhebens darum zu machen, im Verborgenen. Manch einer sieht eine große Aufgabe darin, in seiner alltäglichen Situation als Christ erkennbar und wirksam zu sein. Ein anderer hat seinen Schwerpunkt dabei, das gottesdienstliche Leben der Gemeinde zu bereichern. Manch einer hat die besondere Gabe, die Hände zu falten, für die Kirche und für die Menschen in ihr und um sie herum. Viele unter uns sind jedoch nicht nur in einer sondern gleich in einer ganzen Reihe von „Disziplinen“ beteiligt. Und ich staune immer wieder, dass dabei hier in der Bethlehemsgemeinde vielfach nicht nur ein großer Ergeiz besteht, die Sache möglichst gut zu machen,
sondern es „läuft“ vieles auch tatsächlich auf sehr hohem Niveau. Ganz ähnlich muss das in der Gemeinde in Korinth auch gewesen sein.

Teil II:   Herausforderung
Um so erstaunlicher erscheint es, dass der Apostel Paulus gerade ihnen davon schreibt, dass sie nicht in die Luft schlagen und bei ihrem Lauf das Ziel nicht verfehlen sollen. Er verstärkt dies sogar, indem er darauf verweist, dass es – im Gegensatz zu den Sportlern – für uns Christen nicht um vergängliche Lorbeeren geht, sondern um einen unvergänglichen Erfolg. Das ist in der Tat ein Herausforderung! So achte also jeder darauf, dass er sein unvergängliches Ziel erreiche! Und das ist zu allererst, dass jeder selbst an das Ziel des Glaubens gelange. Dazu hören wir Gottes Wort und achten darauf, wie es an uns herangetragen wird. Die Formen von Predigten mögen sehr verschieden sein – und dem einen mehr und dem anderen weniger gefallen. Auch in den Zeiten der Bibel hat es da schon eine große Vielfalt gegeben, damit auf diese oder jene Weise ankommt, was Gott zu sagen hat. Das Entscheidende aber ist, ob bei dir ankommt, was Gott dir ausrichten lässt. Und der sagt dir eigentlich nur: Auf! Vorwärts im Glauben! Es ist wie ein Orientierungsruf im Sport: Da steht einer an der Ziellinie und zeigt dir durch sein Zurufen, wo es hingehen soll. Aber mehr noch: Jesus Christus ist ja nicht an der Grenze des Himmels stehen geblieben, sondern er ist zu uns gekommen, damit das göttliche Wort mit menschlichem Reden direkt in unser Ohr gesprochen wird. Vor allem hat er uns diesen Lauf einmal vorgemacht und den Weg für uns frei gemacht. Der Weg zum Ziel des christlichen Glaubens nimmt uns nicht heraus aus den Schwierigkeiten dieser Welt. Auch wir erleiden Krankheit und Not, Anfeindungen und Schläge. Der Apostel verweist darauf, dass ja auch die Sportler auf so manches verzichten müssen, wenn sie weiterkommen wollen.
Sie müssen sich darauf konzentrieren. Sie müssen Zeit aufwenden und üben. Wenn dir dies beim Christsein begegnet, so brauchst du dich darüber gar nicht zu wundern. Vor allem aber sollst du dich davon nicht abschrecken lassen. Denn du willst ja sicherlich nicht, dass alles umsonst ist. Nein, dein Herr und Heiland Jesus Christus möchte, dass du mit ihm und durch ihn ans Ziel kommst. Dafür gehen wir jetzt mit großen Schritten auf die Zeit im Kirchenjahr zu, die uns Jesu Leiden und Sterben als das ans Herz legt, was uns bei unserem Christsein überhaupt nur voranbringen kann. Denn es geht ja nicht darum, dass wir in den Himmel laufen könnten: Es ist auch nicht jeweils unsere Disziplin die einzig Maßgebliche oder gar die Art und Weise, wie wir gewohnt sind, uns darin fort zu bewegen. Ein bewegendes Bild, das wir in unserer Zeit dafür haben, sind die Paralympics. Ohne Hilfsmittel könnte keiner von diesen eingeschränkten Persönlichkeiten seinen Sport ausüben oder gar zu einem guten Ziel bringen.
Ja, und da sitzen wir nun. Jeder von uns hat seine ganz persönliche Lebensgeschichte. Jeder hat seine Einschränkungen, mit denen er leben muss. Im Bezug auf den christlichen Glauben und ein Leben mit Gott nennen wir dies Sünde. Und ? Meinst du unser Schöpfer ließe dies unbeachtet? Nein! Er wendet sich den Verkrüppelten und geschundenen Menschen zu, und hilft ihnen vom Boden auf. Er ist das Hilfsmittel, die Prothese, der Rollstuhl, ohne den wir nicht in den Himmel kommen könnten. Dass er uns aufhilft, weiter hilft, zum Ziel verhilft – Das ist Gnade. Die schlage nicht aus, greife nicht vorbei, gehe nicht ins Leere, wenn dir Sündenvergebung angeboten, Christi Leib und Blut dir im Abendmahl gereicht wird zur Stärkung für deinen Glaubenslauf. Unser Christsein ist wie ein Lauf für und mit unserem Herrn. Übe dich darin! Und verlass dich auf den, der dich an das gute Ziel bringt – Jesus Christus. Amen.