Predigtsplitter

(Pastor Gert Kelter am Sonntag Okuli 1999)

Das Scherflein der Witwe

.... Diese hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles was sie zum Leben hatte. Markus 12,44

Liebe Christen!

Dieses Evangelium scheint ja bestens als Auftakt zu einer Gemeindeversammlung mit dem wichtigen Thema Haushalt und Finanzen geeignet zu sein. Themen, wie die Zahlungsmoral der Gemeindeglieder oder Steigerung der Opferbereitschaft ließen sich genial - wenn auch theologisch nicht haltbar - daran aufhängen. Aber ob man dem Text so gerecht würde, das ist sehr fraglich ........

Der Verzicht der Witwe ist ein Beispiel für bedingungsloses Vertrauen und Glauben und letztlich auch dafür, wie ein Mensch und wo ein Mensch in seinem Leben Prioritäten setzt. Das ist die Frage, um die es geht: Was steht in deinem Leben ganz oben?

Die arme Witwe fühlt sich angesprochen von Gott selbst, von dem sie sich geliebt und versorgt weiß.

Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft kann nur entstehen, wenn man dieser Gemeinschaft auch etwas verdankt und aus Dankbarkeit ganz selbstverständlich und zwanglos einen Einsatz leistet, der dann auch ruhig etwas kosten darf ..... Bin ich bereit, ein Scherflein zu geben im Gegenwert einer Chorstunde, eines Kirchenputzeinsatzes oder der Übernahme organisatorischer Aufgaben?

Wir müssen es uns dann manchmal wieder sagen lassen, dass unser Engagement an Geld und Kraft letztlich nicht eine gewinnbringende Kapitalanlage in der Bethlehemsbank ist, von der wir dann irgendwann mal profitieren wollen, sondern dass wir uns Gott und seiner Liebe und dem Opfer seines Sohnes verdanken und alles, was wir opfern, einlegen, investieren nur dann etwas taugt und auch nur dann fröhlich und von Herzen kommt, nur dann auch mit Problemen und Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten zu Rande kommen kann, wenn wir ganz gewiss sind, dass wir alles unserem barmherzigen Gott selbst als unsere Form der Dankbarkeit in ganz, ganz kleiner Münze zurückgeben, was er uns schon längst reichlich, überreich geschenkt hat. Diese Art der Dankbarkeit ist eine Ausdrucksform von Liebe, die viel mehr erduldet, verträgt und aushält als der gönnerhafte Geist des "Reichen", der dafür letztlich doch Annerkennung erwartet und ganz schnell resigniert, wenn sich sein Einsatz scheinbar nicht lohnt. Amen

(Tonbandaufzeichnung, W.E.)