Predigtsplitter
(Pastor Gert Kelter am
Sonntag Jubilate 2000)
Auf
das Unsichtbare sehen!
Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser
äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.
(2. Kor. 4,16)
Liebe Schwestern und Brüder!
Dieses Müdewerden ist es vielleicht, das uns
Christen der Bethlehemsgemeinde heute ganz besonders interessieren sollte.
Denn viele Gemeindeglieder, die sich in den letzten Monaten um das Sichtbare
gekümmert und gemüht haben, die Mitglieder des Bauausschusses, der
Kirchenvorstand, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
Vorbereitungsgremien, die vielen freiwilligen Helfer beim Bau, beim Planen,
beim Vorbereiten und zugegebenermaßen ich auch, wir sind ganz schön müde
geworden dabei!…Wenn das Sichtbare sich in den Vordergrund drängt, das
Machbare uns vorspielt, gemacht werden zu können, dann lassen wir uns alle
nur zu gerne davon einwickeln…
Warum kann der Apostel Paulus so zuversichtlich
sagen: Darum werden wir nicht müde? Er hätte allen Grund dazu, müde zu
werden angesichts der Leiden, der Verfolgungen und Rückschläge, die er beim
äußeren, beim sichtbaren Gemeindeaufbau hinzunehmen hatte. Lücken über
Lücken in seinem Leben! Und trotzdem kann er sagen: Unsere Trübsal ist nur
zeitlich und darum leicht und schafft eine ewige und über alle Maßen
wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf
das Unsichtbare, …der Bau von Gott erbaut, nicht mit Händen gemacht,
sondern ewig. Danach, sagt Paulus, sehnt er sich.
Die Sehnsucht danach darf jetzt wieder wachsen, die
muss jetzt wieder in den Mittelpunkt rücken. Mir ist die Sehnsucht noch lange
nicht vergangen, nicht die Sehnsucht nach dem
ewigen Haus, aber auch nicht die Sehnsucht danach, dass in den schönen
Zelten, die wir jetzt hier haben, nicht mehr eine geschäftige Sitzung die
andere hektische Tagung ablöst, sondern statt dessen wieder Bibelstunden,
Seminare zum Gemeindeaufbau, zu Fragen des christlichen Lebens, Rüstzeiten,
schöne Gottesdienste, Unterricht im Wort Gottes, geistliche Themen und
Fragen das Gemeindeleben bestimmen. Meine Sehnsucht geht dahin, dass wir
wieder merken, dass weniger manchmal mehr ist, wenn es Tiefgang hat, dass wir
eine Oase der Ruhe, der geistlichen Einkehr und der Geborgenheit sein können,
wenn unser Blick sich auf das Unsichtbare richtet. Meine Sehnsucht ist, dass
wir konzentriert in Ruhe und Gelassenheit, jeder nach seiner Gabe und an
seinem Ort unsere Gebäude mit geistlichem Leben füllen, mit Bibelstudium,
mit Gesang, Musik und Gemeinschaft, dass einer die Last des anderen trage,
nicht einer den anderen belaste und bedränge, dass lieber Viele weniger, als
Wenige zu viel tun, dass viele Menschen aus unserer Stadt sich durch uns von
der Sehnsucht nach dem Ewigen anstecken lassen, unter unseren leichten Zelten
mit uns gewiss werden im Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus
und geborgen leben.
Amen.
(Tonbandaufzeichnung, W.E.)